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Vor 50 Jahren - Hans Kothen wird Verwaltungsdirektor des Katharinen-Hospitals

Portrait von Hans KothenHans Kothen ist in Willich eine Institution: Langjähriger Verwaltungschef des Katharinen-Hospitals, 30 Jahre lang Mitglied des Stadtrates, seit Jahrzehnten fest verwurzelt im Vereinsleben von Alt-Willich. Vor 50 Jahren, am 1.April 1961, wechselte er von der Tivoli-Brauerei in Krefeld zum Katharinen-Hospital. In den folgenden 42 Jahren sollte er die Entwicklung des Willicher Krankenhauses prägen.

Hans Kothen absolvierte nach der Handelsschule eine Lehre zum Industriekaufmann bei der Hannen-Brauerei und arbeitete dort anschließend acht Jahre lang. Anschließend wechselte er zur Tivoli-Brauerei in Krefeld, wo er aber nur kurze Zeit bleiben sollte.

Denn im Frühjahr 1961 sprach ihn der damalige Willicher Pfarrer Paul Siepen an: Die für die Verwaltung des Katharinen-Hospitals zuständige Ordensschwester sei gestorben, und angesichts des anstehenden Neubaus würde die Pfarrgemeinde als Träger des Hospitals dringend jemanden benötigen.

Am 1.4.1961 nahm Hans Kothen die Arbeit im Katharinen-Hospital auf. „Ich wurde ins kalte Wasser geworfen", erinnert er sich heute, „für mich wurde ein kleines Sprechzimmer zum Büro umgebaut - das war schon alles sehr spartanisch". Der neue Verwaltungschef stand vor großen Aufgaben. Da war nicht nur der anstehende Neubau, sondern auch der Aufbau eines betriebswirtschaftlichen Rechnungswesens. Bei den Ordensschwestern sei das alles „auf gut Glück" gegangen, Löhne und Gehälter habe die zuständige Schwester über ein kleines Vokabelheft abgerechnet. Um sich das nötige Rüstzeug für die anstehenden Aufgaben zu holen, „machte" Kothen an der Universität Köln berufsbegleitend den Krankenhaus-Betriebswirt.

Schon bald musste das Kuratorium des Krankenhauses erkennen, dass sich einiges verändern würde: Denn eine der ersten Entscheidungen des neuen Verwaltungsdirektors war die Schließung der unrentabel gewordenen Ökonomie an der Bahnstraße. „Die Mitglieder des Kuratoriums waren nicht gerade begeistert", erinnert er sich. In jenem Kuratorium saß damals die Crème de la Crème von Alt-Willich - unter anderem Dr.Wilhelm Ploenes, Hannen-Chef Leo Schmitz und als Vorsitzender der bereits genannte Dechant Siepen. An letzteren hat Hans Kothen nur gute Erinnerungen: „Er war sehr interessiert am Krankenhaus und hat mir freie Hand in meiner Arbeit gelassen."

Einweihung des Neubaus des Katharinen-Hospitals. Rechts im Vordergrund der Altbau.Am 1.Oktober 1963 wurde der Neubau des Katharinen-Hospitals eingeweiht. Damit begann eine neue Zeitrechnung - verfügte das Hospital doch mit einem Schlag über 172 zusätzliche Betten. In der Folgezeit musste folglich das Personal sukzessive aufgestockt und ein völlig neues Pflegesystem auf die Beine gestellt werden.

Als zukunftsweisender Schritt erwies sich auch die Umwandlung des Katharinen-Hospitals in ein Chefarztkrankenhaus - fortan leiteten Dr.Peter Zimmermann die chirurgische und Dr.Helmut Lindhof die innere Abteilung. Dazu kam später noch eine hauptamtlich geführte Anästhesieabteilung. Für diese neu gebildeten Hauptabteilungen wurden Oberärzte und Assistenzärzte eingestellt. Die Belegabteilungen HNO, Gynäkologie und Geburtshilfe wurden erweitert und mit jeweils zwei Belegärzten besetzt.

Dank dieser Maßnahmen war das Willicher Krankenhaus gut aufgestellt und fiel im Gegensatz zum Schiefbahner Hubertusstift und dem Anrather Lorenz-Hospital nicht durch den Rost der Kommunalen Neugliederung. Im Gegenteil: Willich wurde zu einem von drei Schwerpunktkrankenhäusern im Kreis Kempen-Krefeld.

Wenn Hans Kothen von seinen Anfangsjahren am Katharinen-Hospital erzählt, bekommt man einen Eindruck von der damals herrschenden Aufbruchsstimmung. Noch heute erinnert er sich gerne daran, dass damals „alle in einem Boot saßen" und er sich trotz aller Belastungen einen engen Kontakt zu seinem Personal bewahrte. Er erinnert sich aber auch daran, dass die Zeiten für die Krankenhäuser immer schwerer wurden, vor allem durch den einsetzenden Kostendruck der Krankenkassen, mit denen manchmal um jeden Pfennig gefeilscht werden musste, aber auch durch die immer komplizierter werdende Berechnung und Abwicklung der Landeszuschüsse.

Angesichts dieser Entwicklung müssen die immer noch im Haus arbeitenden Ordensschwestern wie ein Anachronismus gewirkt haben. Doch als Hans Kothen auf deren Verabschiedung im Jahre 1986 zu sprechen kommt, wird er nostalgisch: „Erst als sie nicht mehr da waren, merkten wir, wie wichtig sie für das Krankenhaus waren, viele Dinge mussten völlig neu organisiert werden". Hans Kothen blieb noch 16 Jahre Verwaltungsdirektor des Katharinen-Hospitals - im Dezember 2002 wurde er nach 42 Dienstjahren verabschiedet.