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Vor 50 Jahren: Die Firma Müller-Wipperfürth errichtet eine Großnäherei in Willich

Luftbild der Näherei Müller Wipperfürth

Luftbild der Näherei Müller Wipperfürth

Alfons Müller, geboren 1911 in Mönchengladbach, ging nach dem Bankrott des väterlichen Unternehmens ins Bergische Land, wo er in Wipperfürth einen neuen Betrieb einrichtete: Mit drei Nähmaschinen und sieben Näherinnen eröffnete er eine Herrenhosenfabrikation in einer gemieteten ehemaligen Bombenfabrik.

Bei der Währungsreform 1948 hatte der Betrieb bereits 400, im Jahre 1954 schon 915 Mitarbeiter. Bereits 1948 produzierte Müller 1.000 Anzüge täglich. Nachdem der Textilhandel Müllers Angebot einer Herrenhose für 40 DM ablehnte, verkaufte er seine Hosen und Anzüge unmittelbar vom Lastwagen.

Bald eröffnete der Fabrikant die ersten eigenen Geschäfte. Sein Geschäftsprinzip lautete: „Von der Fabrik direkt zum Kunden". 1951 war er bereits Besitzer von 50 Ladenlokalen, meist in bester Innenstadtlage. Mit diesem neuartigen Vertriebsweg wurde er in den 1950er Jahren zu einem der erfolgreichsten Textilunternehmer Deutschlands und avancierte zum Rheinischen Hosenkönig.

In seinen besten Jahren hatte der Textilkonzern 18 Fabriken in sechs Ländern mit über 220 Bekleidungsgeschäften und über 8.000 Mitarbeitern.

1958 stellte Müller-Wipperfürth den Bauantrag für die Errichtung einer Näherei im Willicher Norden. Schon ein Jahr später startete an der Krefelder Straße die Produktion mit ungefähr 700 Mitarbeitern. Genäht wurden vor allem Sakkohosen und -hemden.

Anfang der 70er Jahre geriet Müllers Imperium in Schwierigkeiten. Er hatte jahrelang ignoriert, dass sich der modische Geschmack der Deutschen von seiner fantasielosen Massenware abzuwenden begann. So mußten viele Werke schließen, 1978 auch jenes an der Krefelder Straße.

Das zuletzt nur noch als Lager genutzte Gebäude wurde von der Bundeswehr übernommen, das schon Ende der 50er Jahre die Liegenschaft der NUDIA-Feinstrumpfwerke übernommen hatte und sich nun weiter ausdehnen konnte.

Das Imperium des „Rheinischen Hosenkönigs" ist heute Geschichte. 1982 musste der letzte Laden schließen. Alfons Müller starb 1986 im österreichischen Bad Gastein.