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Vor 100 Jahren - Bau einer Ringofenziegelei in Schiefbahn

Die Ringofenziegelei Kamper im Hellenbroich

Die Ringofenziegelei Kamper im Hellenbroich1859 erhielt der Baumeister Friedrich Eduard Hoffmann ein Patent zur Erfindung eines ringförmigen Ofens zum ununterbrochenen Brennen aller Arten von Ziegeln, Tonwaren, Kalk, Gips und dergleichen

Bei jenem neuartigen Ringofen handelte es sich um ein großes ovales Gebäude mit etwa 14 bis 20 Kammern, in denen unabhängig voneinander ein Feuer unterhalten werden konnte, das die ebenfalls in der Kammer befindlichen getrockneten Ziegelrohlinge brannte. Nach dem Brennvorgang ließen die Arbeiter in einer Kammer das Feuer verlöschen, und die nächste Kammer wurde mit Brennstoff beschickt. Dadurch wanderte in etwa ein bis zwei Wochen das Feuer einmal um das Oval. Der Ringofen revolutionierte die Ziegelindustrie des 19. Jahrhunderts. Der kontinuierliche Brand ermöglichte zum ersten Mal eine gleichbleibende Qualität der Ziegel.

Im Februar 1911 beantragte der Schiefbahner Bauunternehmer Heinrich Kamper den Bau einer solchen Ringofenziegelei mit Arbeiterwohnungen und Trockenschuppen im Hellenbroicher Feld. Die Anlage sollte 41 Meter lang sowie rund 15 Meter breit sein und einen Ofen mit 16 Kammern beherbergen, in denen jährlich rund drei Millionen Ziegelsteine gebrannt werden sollten.

Bis 1928 ließ Kamper hier von holländischen Spezialisten Ziegel brennen - vor allem für seinen eigenen Bedarf. Dann wurde die Anlage mangels Rentabilität geschlossen und nur noch einmal geöffnet, um Steine für die Turnhalle des TV Schiefbahn, die heutige Kulturhalle, zu brennen.

Im Sommer 1932 spielte die Ziegelei noch einmal eine Rolle in der Schiefbahner Geschichte, als die Nationalsozialisten im Vorfeld der Reichstagswahlen einen SA-Trupp in den Ort schickten, der sich in Ermangelung einer anderen Unterkunft in den ehemaligen Arbeiterbaracken einnistete. Zwischen diesem Trupp und linksgerichteten Arbeitern kam es in den folgenden Wochen wiederholt zu Zusammenstößen. In der Nacht zum 30. Juli 1932 kulminierten die Scharmützel, als einer der SA-Leute den Anführer der Arbeiter, Willi Töller, durch einen Kopfschuss schwer verletzte. Da die örtliche Polizei mit der Situation überfördert war, wurden aus den benachbarten Städten Beamte hinzugezogen, die in der Ziegelei in regelrechtes Waffenarsenal sicherstellten und das Lager umgehend räumten.

Noch in den 30er Jahren wurde die Ziegelei abgerissen. An sie erinnert heute nur noch der Ringofenweg im Baugebiet Hellenbroich.