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100.Todestag des Anrather Kaffeekönigs

Portrait des Anrather Unternehmers Emil LückerEmil Lücker war der Sohn des gebürtigen Kettwigers Eduard Lücker und seiner Frau Elisabeth Koux, die an der Viersener Straße 28 ein Lebensmittelgeschäft betrieben, das gleichzeitig auch als Postverwaltung diente (Bild Mitte). 1858 richtete er in dem Gebäude eine Kaffeerösterei ein - die erste in Anrath und der näheren Umgebung.

Emil besuchte bis 1879 die Höhere Bürgerschule in Viersen und absolvierte anschließend eine Ausbildung im Höheren Postdienst. Nach seinem Militärdienst, der 1886 endete, unterstützte er seine Mutter bei den Geschäften - der Vater war zwei Jahre zuvor verstorben.

Emil Lücker entschied sich für eine Expansion des Unternehmens und errichtete bereits 1898 auf dem Grundstück Viersener Straße 30 einen Neubau für eine "Rösterei mit Kontor und Lager". Hierfür schaffte einen modernen Kugelröster für 70 kg Kaffee an. 1908 sollten vier weitere Kugelröster folgen.

Blick in den Verkaufsraum der Kaffeerösterei LückerIm Jahr darauf erwarb er die beiden Häuser Viersener Straße 28 und 30. Zwischen 1906 und 1915 kaufte er weitere Häuser (Viersener Straße 24, 26, 32 und 34), so dass ihm praktisch das komplette Land zwischen Allee, Hindenburgstraße und Viersener Straße gehörte. 1913 ließ er das Haus Viersener Straße 26 abreißen und durch eine Jugendstilvilla ersetzen (Bild unten), in die er anschließend mit seiner Familie einzog.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte eine weitere Expansion. Da durch die Blockade der Engländer kaum noch Rohstoffe ankamen, fing Emil Lücker an, zu experimentieren und "mixte" zum Beispiel einen Kaffeeersatz aus echtem Kaffee, Kornkaffee, Malzkaffee, Cichorie und Kaffee-Essenz. Zuletzt versuchte er sogar, Kaffee aus geschnetzelten Steckrüben herzustellen.

Die Lücker-Villa an der Viersener StraßeSo einfallsreich er bei neuen Kaffeekreationen war, so getrübt war sein Blick für die Entwicklung des Kriegs. Er zeichnete Kriegsanleihen im Wert von einer Viertelmillion Reichsmark - sogar noch im April 1918, als sich die Niederlage bereits klar abzeichnete. So verlor Lücker ein Vermögen. Dazu kam der Kummer über den Tod seines Sohnes Alexander. der als Kriegsfreiwilliger gerade einmal 16jährig an den Folgen einer Blutvergiftung verschied.

Emil Lücker erlebte das Kriegsende nicht mehr: er verstarb am 17.Juni 1918 im Alter von nur 56 Jahren. Den Betrieb führte seine Frau Maria weiter. Er sollte noch bis in die 1960er Jahre existieren.