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Levente Szücs - Erased Landscape
Öl und Acryl auf Leinwand
Levente Szücs „Erased Landscapes" sind ein wenig so, als ob man durch eine Scheibe schaut, die man notdürftig freigewischt hat. Reste und Spuren bleiben zurück, die nur einen eingeschränkten Blick auf eine Landschaft frei geben. Auch die Landschaft selbst bleibt geheimnisvoll und undurchdringlich, schaut man doch in dichtes Unterholz, nebelverhangenen Auen oder schlicht in den endlosen Himmel. Der Herbst scheint dort eingezogen, denn das Laub ist bunt oder bereits abgefallen und nur kahle Baumstämme sind geblieben, deren dürre Zweige staksig in die Luft ragen. Manchmal liegt Schnee als zweite Haut auf den Ästen oder es sind nur dunkle Silhouetten von Bäumen gegen den lichten Himmel erkennbar.
Was wie Schlieren oder Wischspuren erscheint und den Blick auf das eigentliche Motiv verstellt, ist aber keineswegs eine grobe Übermalung des realistischen Bildes. Zwar kommt Levente Szücs aus der realistischen Malerei, sucht aber seit einiger Zeit nach einer Möglichkeit, diese mit abstrakten Formulierungen zu verbinden und Gegensätze in einer formalen Einheit aufzulösen. Ein Blick auf die Geschichte der Kunst zeigt, dass zunächst vom naturalistischen Bild abstrahiert wurde, um so sukzessive zu abstrakten Formulierungen zu gelangen. Sich dieser Entwicklung durchaus bewusst reflektiert Levente Szücs als zeitgenössischer Maler das Verhältnis von Abbild und Abstraktion aber erneut, indem er das übliche Vorgehen kurzerhand umdreht.
Denn zunächst setzt Levente Szücs in einem weitgehend automatisierten Prozess intuitiv eine abstrakte Malerei aus breiten, sich überlagernden Pinselstrichen auf die Leinwand. Dass dies schnell geschieht, verrät der dynamische Duktus. So schnell, dass das Denken ausgeschaltet ist und der Zufall regiert. Meist arbeitet der Maler an mehreren Leinwänden gleichzeitig, denn nach dieser ersten Schicht folgt eine lange Trocknungsphase. Die Zeit nutzt er, um sich darüber klar zu werden, welches realistische Motiv er damit kombinieren möchte. Ob letztendlich die Art des schwungvollen Strichs, die Erinnerung, die der Farbklang hervorbringt, oder der noch nicht verblasste Eindruck eines Waldspaziergangs mit Hund für die Wahl den Ausschlag geben, bleibt ungewiss. Jedenfalls wird das zufällige, spontane Abstrakte zum Auslöser für das konkrete realistische Motiv.
Ist dann die Entscheidung einmal gefallen, so setzt der Maler sie anschließend Schritt für Schritt um. Aber anstatt zum Pinsel greift Levente Szücs als erstes zu Klebeband und Skalpell. Damit bringt er aufwendig eine Maske auf den abstrakten Hintergrund auf, die diesen partiell vor Übermalungen schützt. Auf diese Weise können Silhouetten verschiedener Details ausgespart werden oder aber manchmal auch scharfkantige Flächen, die später im fertigen Bild als willkürlich angesetzte „Pinselstriche" erscheinen. Vielleicht als Zitat dessen, woraus auch die Illusion des naturalistischen Bildes erwächst. Im Nebeneinander von isoliertem Strich und komplexer Bildidee scheint es letztendlich nur eine Frage des Maßstabs.
Auf den freigebliebenen, eben nicht mit Klebeband abgedeckten Flächen, entwickelt der Maler die ausgewählten realistischen Motive. Langsam, aber stetig baut er sie von hinten nach vorn, Schicht für Schicht auf, indem er altmeisterlich feine Lasuren mit stark verdünnter, nahezu transparenter Farbe auflegt. Erst nach abgeschlossener Trocknung kann jeweils eine weitere Schicht aufgetragen werden, deren Farbigkeit sich aufaddiert. So erreicht er die malerische Tiefe und die weichen nebelartigen Übergänge, die so charakteristisch für seine Bilder sind. Wenn die Maske aus Klebeband entfernt ist, wird erstmals das ganze Bild sichtbar. Jetzt stehen, wie bei der Serie „Trees" von 2014, harte, scherenschnittartige Baumsilhouetten weichen Wolkenformationen gegenüber, die in den weiten Himmelbildern niederländischer Landschaftsmalerei des 17. Jahrhundert ihren Ursprung haben könnten. Bei den „Erased Landscapes" von 2015 und 2016 sind es dagegen Konturen eines stilisierten Duktus, die die abstrakte Untermalung durchblicken lassen, und paradoxerweise wie über dem Landschaftsbild liegend wahrgenommen werden. Nicht nur dieses Verwirrspiel, sondern vor allem die formale Balance der Gegensätze von abstrakt und naturalistisch, spontan und geplant, bewegt und ruhend kennzeichnen Levente Szücs Arbeiten.
Levente Szücs, 1989 geboren in Miskolc, Ungarn, zog 2002 nach Deutschland. 2012 Studium Freie Malerei bei Prof. Herbert Brandl, 2015 Ernennung zum Meisterschüler von Prof. Herbert Brandl, 2019 Akademiebrief, Kunstakademie Düsseldorf. Levente Szücs lebt und arbeitet in Düsseldorf.
Text: Jutta Saum M.A.
Fotos: Lena Kuntze
Art | Städtische Kunstsammlung |
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Künstler | Levente Szücs |
Titel des Werkes | Erased Landscape |
Material | Öl und Acryl auf Leinwand |
Größe | 120cm x 80cm |
Anschaffungsjahr | 2017 |
Homepage | www.levente.eu |