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Ilka Meschke - Frau mit Hut

Öl auf Leinwand

Weitere Ansichten des Kunstwerks

In Dresden aufgewachsen und nach einer Schreinerlehre, studierte Ilka Meschke an der Kunstakademie Düsseldorf bei Markus Lüpertz Freie Malerei, schloss 2005 als Meisterschülerin ab und ist seitdem erfolgreich freischaffend als Malerin tätig. Malerei ist also ihre Profession.

Lange als illusionistisches Abbild der Welt verstanden hat sich die Malerei in der Moderne mehr und mehr dahingehend verselbstständigt, dass sie zunächst einmal losgelöst von jeglicher mimetischer oder illusionistischer Absicht ganz praktisch als Akt begriffen wird, bei dem Farbe auf den Bildgrund gebracht wird. Rhythmus, Duktus und Farbe gewannen als bildnerische Mittel Autonomie, standen nicht mehr im Dienst des wieder erkennbaren Abbildes, sondern banden sich vielmehr an die Aktion des Künstlers vor dem Bild, die im Bild als subjektive Spur sichtbar wird.

Meilensteine in der Kunstgeschichte sind die sich seit den 40er Jahren entwickelnden verschiedenen Facetten des abstrakten Expressionismus, der sich in den Spielarten Action Painting, Informel oder Tachismus gänzlich der Gegenständlichkeit verweigerten, dem aber als Versuch der Objektivierung dieser zutiefst subjektiven Position verschiedene Formen der geometrischen Abstraktion und der Concept Art folgten. Erst in den 60er Jahren kehrte mit der Popart das Gegenständliche in das Bild zurück. Der Gegenstand bleibt aber hier Zitat einer medial eroberten Werbewelt und ist von jeglicher Subjektivität unberührtes, seriell wiederholbares graphisches Emblem. Eine Zusammenführung von gegenständlich, figürlicher Malerei und spontan, subjektiv gefärbter Malweise, die ihre Wurzeln im deutschen Expressionismus hat, gelingt erst in den späten 70er Jahren bezeichnenderweise wieder in Deutschland einer Gruppe von jungen Künstlern, die man mit dem Begriffen „Neo-Expressionisten" und später „Neue Wilde" zu fassen versucht hat. Eine Reihe der bedeutendsten Maler dieser zugegeben sehr unscharf skizzierten Bewegung sind oder waren mittlerweile als Professoren an der Düsseldorfer Kunstakademie tätig. Man könnte sagen, es gibt dort nicht zufällig ein Nest. A. R. Penck, Jörg Immendorf, Herbert Brandl, Siegfried Anzinger und eben auch Ilka Meschkes Lehrer Markus Lüpertz markieren individuelle Ansätze innerhalb dieser Richtung. In diesem Kontext ist Ilka Meschke zu verstehen, wenn sie sich wie folgt über ihre Malerei äußert „(...) ich begnüge mich mit einem inhaltlich anspruchslosen Umgang mit der Malerei. Mein eigentliches Thema ist der malerische Prozess (...)."

Die Arbeiten von Ilka Meschke bewegen sich auf dem schmalen Grad zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Einer präzisen Realistik entzieht sie sich durch den Malprozess. Farbe, meist Öl und Eitempera, wird von der Malerin mal vehement auf der Leinwand verstrichen, dann pastenartig aufgetragen, bisweilen sogar wässrig angerührt, um dann in dünnen Schlieren die Leinwand hinab zu rinnen. Immer arbeitet sie sehr schnell, manchmal scheint sie sich selbst bei der Arbeit überholen zu wollen, um das Denken und Planen im Kopf auszuschalten. Dennoch sind die Bilder keinesfalls nur Zufallsprodukte, sondern das Spontane, was ihr auf der Leinwand entgegentritt, ist ein Anfang. „Ob man will oder nicht, es genügen schon wenige Formulierungen bis im Bild Gespenster auftauchen. Ein verborgener Zufallsmechanismus schenkt mir formale und inhaltliche Ansätze, die ich entweder verwerfe oder ausnutze. Ab diesem Moment gehe ich zunehmend kritischer und bewusster vor. Ich zwinge der zufälligen Form meinen Willen auf und hier heißt es Entscheidungen treffen," beschreibt sie selbst den Prozess.

Wie der Jäger im Wald nach seiner Beute Ausschau hält und schließlich eine Fährte aufnimmt, so pirscht sich Ilka Meschke an Figürliches und Landschaftliches heran, ohne das malerische Gefüge um sein Eigenleben zu berauben.

Traum und Vision sind bei Ilka Meschke nicht nur Motor für Bildinventionen, sondern auch Modus und Thema. Fast stereotyp wiederholt sie die Figur des träumenden Visionärs in Seitenansicht oder Halbprofil. Man kann dem Urheber des sich malerisch entäußernden Traumes beim Träumen zuschauen, sogar seine Vision in der Phantasie betreten, aber ihn nicht wirklich anschauen. Hüte bedecken die Köpfe, Netze umspinnen und verschatten die Augen. Wie der Traum selbst entzieht sich der Träumende dem neugierigen Blick, verschwendet sich körperhaft als Stoff für die eigene Phantasie. So entgleitet der sitzenden „Panchita" ihre eben noch wachsam beäugten Umgebung in einen Farbsog. Wenn „Lucullu's Frau träumt" dann ergießt sich ihr Körper in die Landschaft und wiegt sich mit ihr in sinnlicher Freude als farbige Strömung. Fleisch, Erde, Pflanzen, alles ist aus dem gleichen sinnlichen Repertoire farbiger Materie geschaffen und belebt. Innenraum, Außenraum, unter Wasser oder in der Luft? Im malerischen Traum ist alles möglich. Auch die eigene Auflösung.

Nur wenige schemenhafte Andeutungen genügen Ilka Meschke, um in Öl und Acryl sicher Prototypen der Kunstgeschichte aufs Blatt zu setzten. Stillleben, Akt und Landschaft werden zitiert. Immer wieder meint man, sich an das „Original" erinnern zu können und doch sind keine genauen Vorbilder benennbar.

Vielleicht liegt es daran, dass die Malerin in einer Familie von Künstlern und Restauratoren aufgewachsen ist und der Umgang mit Bildern und Skulpturen zum Alltag gehörte. Ihre Arbeiten sind aber keinesfalls Kopien nach „alten Schinken", sondern subtile Malereien, die Althergebrachtes auf rein malerischer Ebene brechen. Typische Haltungen, ein bestimmtes Kolorit oder Themen, deren Ursprung in der Literatur zu suchen ist, werden durchgespielt, aber beherrschen nicht das Bild.

Sie selbst formuliert es so: „Nicht die vordergründige Figur oder die Landschaft ist wichtig, der erste Eindruck oder einfach vor den Kopf gucken - eine gewisse Komik, Perversität, Boshaftigkeit oder auch Erotik, sollten sie sich einschleichen, sind ausdruckskräftig und unterhaltend genug. Natürlich wirft eine figürliche Malerei, wie ich sie verfolge, zwangsläufig Fragen auf. Ich gebe die Fragen zurück und überlasse sie dem Betrachter."

Ilka Meschke, 1976 geboren in Dresden, reiste am 26. Oktober 1989 nach Baden-Württemberg aus. 1989 - 1990 besuchte sie das Gymnasium in Osterburken, dann 1990 - 1996 Gymnasium und Abitur in Ehingen/Donau. 1997 - 1999 machte sie eine Lehre als Schreinerin in Munderkingen. Ab 1999 studierte sie Freie Malerei an der Kunstakademie in Düsseldorf, 2000 - 2005 bei Prof. Markus Lüpertz und war 2004 - 2005 Tutorin bei Prof. Markus Lüpertz. 2005 schloss sie als Meisterschülerin von Prof. Markus Lüpertz ab.

Text: Jutta Saum M.A.
Fotos: Lena Kuntze

weitere Daten
Art Städtische Kunstsammlung
Künstler Ilka Meschke
Titel des Werkes Frau mit Hut
Material Öl auf Leinwand
Größe 83cm x 120cm
Anschaffungsjahr 2008
Homepage www.ilka-meschke.de