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Felix Droese - Abel mit Creuz aus Cain
Mischtechnik auf Papier (Handdruck übermalt)
Muss man Felix Droese noch vorstellen? 1950 geboren, aufgewachsen auf der Hallig Nordstrand, Schüler von Peter Brüning und Joseph Beuys, Documenta- und Biennale-Teilnehmer, Kunstpreisempfänger der Düsseldorfer Künstlerschaft 2015 und seines Zeichens widerständiger Geist mit Ateliersitz in der Nähe von Mettmann.
Felix Droese entzieht sich jeder Kategorisierung. Mal hat man es mit „Individueller Mythologie" versucht, dann hat man ihn zur „Art Povera" eingemeindet. An beidem ist vielleicht etwas dran, aber ebene nicht genug. Es stimmt jedenfalls, dass er einfache Materialien wie Papier, Holz, Fund- und Gebrauchsstücke bevorzugt, dem Kunstmarkt skeptisch gegenübersteht und deshalb auch Kunst für jeden Geldbeutel anbietet. So hat Felix Droese zum Beispiel 2010 einen Discounter dazu bewegen können, Originaldrucke von Künstlern, auch von ihm, für wenig Geld und in hoher Auflage zu verkaufen. Dahinter steckt das Verständnis, dass Kunst eben nicht dem sich selbst genügenden „L'art pour l'art"-Prinzip entspricht, sondern soziale und politische Relevanz hat - schlicht eine verantwortungsvolle, reflektierende Handlung ist, die etwas verhandelt, das alle betrifft und damit auch für alle zugänglich sein muss.
Damit beschreitet Felix Droese einen Weg, den Joseph Beuys angelegt hat. Wie für seinen Lehrer, sind auch für ihn der Begriff der „sozialen Plastik" und die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Leben, von Kunst und Antikunst zentrale Parameter, die seine künstlerische Arbeit bestimmen. „Man muss die Kunst nutzen, um die großen Fragen der Menschheit im gesellschaftlichen Leben zu lösen", sagt Felix Droese. Konsequenterweise spielen daher in seinem Leben und Werk Politik und Geschichte eine zentrale Rolle. Dabei reicht das Spektrum von der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands bis zur aktuellen Stellungnahme zum Zeitgeschehen.
Felix Droese umschifft dabei sehr umsichtig Plakatives, indem er Eindeutigkeit durch Vielschichtigkeit ersetzt und eher Denkanstöße gibt als unumstößliche Statements zu zementieren. Radikale Authentizität ist dabei für ihn Basis - also sich selbst und die eigene Befindlichkeit zum Ausgangspunkt zu nehmen. Die eigene Verunsicherung in der Begegnung mit der heutigen Welt wird dabei deutlich spürbar.
Karin Thomas hat das bereits 1985 so formuliert: „Felix Droese (... steht dafür), dass Selbstverunsicherung, Zweifel, Verwirrung und Leiden am Verlust von „Weltmoral" Voraussetzung sein können, um in einer total säkularisierten und utilitaristischen Welt anstelle von Gleichgültigkeit und Zynismus die Fähigkeit der Trauer zu reaktivieren." (Karin Thomas: Zweimal deutsche Kunst nach 1945 - 40 Jahre, Nähe und Ferne. Köln, 1985.)
Was leicht zur Resignation führen könnte, provoziert bei Droese Widerständigkeit und gleichermaßen Mut zum Aufbruch und zum Scheitern. Karin Thomas sieht das vor dem Hintergrund „christlicher Leidensvorstellung als Läuterung, die geschundene Existenz als die neue Kraftquelle, in eindringlichen, oft irritierenden Bildern auf unsere Realität zu transportieren und dennoch symbolisch zu einer Potenz der Gegenbewegung zu verdichten."
Auf leichtem Material formuliert Felix Droese die schweren Themen der „conditio humana". Doch bleibt es nicht bei einer Selbstbespiegelung: Das Private wird öffentlich und damit zum Politikum, denn die persönlichen Erfahrungen setzt er stets in Bezug zum Allgemeinen, zu Religion, zu klassischer Mythologie oder bettet sie ein in historische Zusammenhänge. So sind seine Arbeiten vor allem Weltbilder - genauer: Bilder der Stellung des Menschen zur Welt als Kosmos, als Natur, als Gesamtheit der Schöpfung, aber auch als soziales und kulturelles Gefüge.
Mit Hilfe des Mediums der Kunst versucht Felix Droese die „conditio humana" zu durchdringen, indem er im Akt der künstlerischen Gestaltung einen Dialog mit sich selbst eröffnet. Es ist ein einerseits von Anfang an paradoxes Unterfangen, da dieser Prozess niemals abgeschlossen werden wird - nicht nur, weil die Beschäftigung durch die eigene endliche Lebenszeit limitiert ist, sondern ihm auch die unfassbare Komplexität des Weltenkosmos entgegensteht. Alles zu durchdringen, gilt als göttliches Privileg, dieses Wissen ist nicht für den Menschen bestimmt, die Offenbarung des Göttlichen brächte ihm gar den Tod. Und dennoch begibt sich Felix Droese auf diese ungewisse Reise in noch nicht erobertes Terrain, das so verlockend und verheißungsvoll ist, weil sich der Makrokosmos im Mikrokosmos der eigenen ebenso unergründlichen Persönlichkeit zu spiegeln scheint.
Die Bilder, Papierschnitte und Skulpturen von Felix Droese sind Spuren dieses Prozesses. Vieles bleibt geheimnisvoll - nicht nur für den Betrachter, sondern auch für den Künstler selbst. Er schürft in Sedimentschichten von Erinnerungen, fördert Unsichtbares atmosphärisch zu Tage, verwendet archetypische Symbole, referiert auf Mythen und entwickelt aus diesem Konglomerat eine ganz eigene Ikonographie und Formgebung.
1950 geb. in Singen/Hohentwiel, lebt und arbeitet in Mettmann
1970 - 1976 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Peter Brüning und Joseph Beuys
1982 Förderpreis für junge Künstler des Landes NRW
1986 Professur an der Städelschule, Frankfurt am Main
1996 Art-multiple-Preis (jetzt: Cologne Fine Art-Preis)
2015 Kunstpreis der Künstler 2015
Texte: Jutta Saum M.A.
Fotos: Lena Kuntze
Art | Städtische Kunstsammlung |
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Künstler | Felix Droese |
Titel des Werkes | Abel mit Kreuz aus Cain |
Material | Mischtechnik auf Papier (Handdruck übermalt) |
Größe | 60cm x 86cm |
Anschaffungsjahr | 2006 |
Homepage | www.felixdroese.de |