Stadt Willich

Schlossfestspiele

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Historie

Blick über die Bühne auf die Zuschauertribüne Es war einmal...

Es gibt Geschichten, die sind eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Zu diesen gehört die Anekdote, dass der Ursprung des kulturellen Aushängeschilds der Stadt Willich in einem sommerlichen Ausflug der Schauspieler Gerhard Ernst und Horst Gurski zu suchen ist. Sie hatten sich in den Kopf gesetzt, am Niederrhein ein Freilichttheater zu etablieren und suchten nun nach einem passenden Standort. Als sie auf einer ihrer Touren Schloß Neersen entdeckten, war die Suche beendet: Sowohl der Innenhof als auch der Schloßpark schien ihnen für ihr Vorhaben bestens geeignet zu sein.

In den Kulturverantwortlichen der Verwaltung fanden Ernst und Gurski bald engagierte Fürsprecher. Es galt aber noch, den Stadtrat für ein städtisches Freilichttheater zu gewinnen. Und das war gar nicht so einfach.

Denn schon 1979 hatte die FDP vorgeschlagen, Freilicht-Theateraufführungen im Schloßpark durchzuführen, war aber mit dieser Idee auf keine große Begeisterung gestoßen. Zwei Jahre später waren aus finanziellen Gründen die durchaus erfolgreichen Darbietungen der Tournee-Theater eingestellt worden. Und jetzt eigene Festspiele ? Bürgermeister Käthe Franke leistete in dieser Phase viel Überzeugungsarbeit und propagierte, daß „Kanal" eben nicht immer zwangsläufig vor „Kultur" kommen müsse. So stimmte der Stadtrat am 8. September 1983 - trotz aller Bedenken - dem Freilichttheater zu.

Vorhang öffnete sich 1984

Frau in weißem KleidAm 13. Juli 1984 war es dann soweit: Zum ersten Mal hob sich der Vorhang für die Festspiele Schloß Neersen, genauer gesagt für den Zerbrochenen Krug von Kleist. Nach dem Ende der ersten Spielzeit konnten die beiden Intendanten ein durchweg positives Fazit ziehen. Begeisterte Zuschauer und ständig ausverkaufte Ränge sorgten in Willich für eine wahre Theatereuphorie, die auch den Stadtrat erfaßte, der umgehend beschloß, die Festspiele im folgenden Jahr fortzusetzen.

Zwei Jahre später hatte sich das Neersener Freilichttheater bereits fest etabliert. Erstmals wurden in diesem Jahr neben dem Kinderstück zwei Inszenierungen für Erwachsene gezeigt. Dabei brachte Hofmannsthals Klassiker Jedermann einen Hauch von Salzburg nach Willich. Die Zuschauer waren begeistert, entsprechend schnellten die Besucherzahlen weiter nach oben: nach 5.700 im Jahre 1984 nun bereits 11.500, wozu natürlich auch die Anschaffung einer geräumigeren, 475 Plätze bietenden Tribüne beitrug.

Erstmals 20.000 Besucher

Im Jahre 1989 besuchten erstmals über 20.000 Besucher die Festspiele. Dies bedeutete nicht nur einen Zuschauerrekord, sondern eine Auslastung von 95 Prozent. Erstmals wurde im Schloßkeller eine Studiobühne aufgebaut, auf der die Schauspieler als Ergänzung zu den Freilichtaufführungen kleinere Stücke mit ein oder zwei Darstellern boten. Nach der Spielzeit 1991 wurde der auslaufende Intendantenvertrag von Horst Gurski nicht mehr verlängert.

1993 - Förderverein übernimmt Trägerschaft

Szene aus Loriot - Zwei Männer streiten sich, eine Frau schaut zu Sein Nachfolger hieß Norbert Kollakowsky, der im Jahre 1989 den „Nathan" inszeniert hatte und daher mit den Festspielen bereits gut vertraut war. Ihm gelang es in nur zwei Jahren, die Festspiele wieder auf Kurs zu bringen. Um das Freilichttheater auf ein festes finanzielles Fundament zu stellen, beschloss der Stadtrat Ende 1993, die Festspiele in die Hände eines privaten Trägervereins zu geben.

Mit dieser Maßnahme sollten Zuwendungen aus den Stiftungen der Sparkasse Krefeld ermöglicht werden. So übernahm der ehemalige Förderverein, der sich nun Verein Festspiele Schloß Neersen nannte, die Trägerschaft.

Von Neidhardt Nordmann bis Jan Bodinus

Norbert Kollakowsky führte das Freilichttheater noch zwei Jahre lang, bevor er sich nach dem Ende der Spielzeit 1995 aus gesundheitlichen Gründen zurückzog. Der neue Intendant war schnell gefunden: Neidhardt Nordmann hatte schon seit 1992 als Regisseur in Neersen gewirkt und knüpfte nahtlos an die Erfolge seines Vorgängers an. Mit dem Ende der Spielzeit 2000 verabschiedete er sich. Auf Nordmann folgten Peter Lüdi und seit 2003 Herbert Müller. Mit Astrid Jacob übernahm 2007 die siebte Intendantin seit Gründung der Festspiele das Neersener Freilichttheater.

Spielszene aus Peter Pan mit Sven Post und Thomas Kornmann Der Spielplan wurde erstmals unter ein künstlerisches Motto gestellt und der Ratssaal für die sehr erfolgreichen literarisch-musikalischen Rahmenprogramme etabliert. Für die Kindergartenkinder entstand ein eigenes Programmangebot im Schlosskeller.

Von nun an wurden regelmäßig auch Gastspiele engagiert. Die Opern-und Operettengala, das Figurentheater für Kinder und Erwachsene und die Soloprogramme von Astrid Jacob wurden zu einer festen ausverkauften Größe und behaupteten sich als selbständige Sparte neben dem Spielplan auf der Freilichtbühne. Nach acht erfolgreichen Spielzeiten übergab Astrid Jacob 2014 die Intendanz an Jan Bodinus.